Wenn wir heute von Rodheim-Bieber sprechen, handelt es sich dabei um Ortsteile, die erst 1933 zusammengeschlossen wurden. Bis dahin gehörte die Siedlung Bieber, die keine eigene Gemarkung besaß, teilweise zu Fellingshausen, zu Rodheim und zu Königsberg.
Erste urkundliche Erwähnung 775/776 von "Biberaha"(Bieber) Ein "Megenheim"(Konradiner) schenkt Eigentum zu "Biberaha" an das Kloster Fulda. Somit dürfte Bieber der urkundlich älteste Ort in Biebertal sein. Rodeheim (Rodheim) wird 1150 erstmals erwähnt mit „ Wilhelmus von Rodeheim“ tritt als Zeuge in einem Wasserstreit am Schiffenberg auf. Bestand aber vermutlich schon als Siedlung aus fränkischer Zeit. Bis 1197 gehörte das Dorf zum Herrschaftsbereich der Grafen auf dem Gleiberg. Nach deren Aussterben kam das „Gemeine Land an der Lahn“ in dessen Gebiet Rodheim lag, durch Erbteilung in den gemeinsamen Besitz von Hessen-Darmstadt und Nassau Weilburg. 400 Jahre lang wurde Rodheim also von beiden Herrschaftshäusern gemeinsam regiert, was immer wieder zu Spannungen führte. Als 1585 die Landgrafen von Hessen und das Haus Nassau einen Teil ihres gemeinsamen Besitzes aufteilten, wurde Rodheim zusammen mit Frankenbach, Krumbach Königsberg und Felligshausen unter die alleinige Herrschaft von Hessen-Darmstadt und dem Amt Gießen zugeordnet.
Die Bewohner des Ortes Bieber strebten Mitte des 19. Jh. nach der Eröffnung zweier ergiebigen Eisenerzgruben vergeblich ihre Selbstständigkeit an. Sie mussten um viele eigentlich selbstverständliche dörfliche Einrichtungen, wie Schule, Friedhof, Kirche etc. immer wieder kämpfen. Erst 1933 kam der Ort Bieber dann zu Rodheim.
Im 13. Jh. wurde die Rodheimer Kirche erbaut, vormals ein "Mönchshöfchen", vermutlich aus der Zeit des Missionars Bonifatius. Die topografische Lage deutet auf eine Wehrkirche hin. Die Rodheimer Kirche war bis 20. Jh. die Hauptkirche des Kirchspiels Rodheim, zudem neben Rodheim, Bieber, Vetzberg und Fellingshausen gehörte. 1954 erhielt auch der Ortsteil Bieber eine Kirche, in ihr war der Kindergarten bis 1969 untergebracht. Ebenfalls 1954 wurde die erste Kath. Kirche in der Georg-Philipp-Gailstr. gebaut. 1996 erfolgte ein Neubau in der Dresdner Str. 38. Sie ist das Gotteshaus für alle Katholiken in Biebertal. 1958 wird Bieber selbstständige Ev. Kirchengemeinde.
1324 wurde erstmals der Weilers Hof Haina(Haina=Wohnstätte), mit seinen vier Gehöften erwähnt. Der Weiler liegt im äußersten Westen der Gemarkung Rodheim- Bieber, In fränkischer Zeit gab es hier eine Siedlung mit Namen "Goßlingshausen". Im Jahre 1300 ist der "Goßlingshäuser " oder "Haunarer Hof" ein adliger Gutshof im Besitz der Grafen von Solms, ab 1350 im Mitbesitz - ab 1628 im Alleinbesitz der hessischen Landgrafen bis zum Jahr 1854. 1839 kommt Hof Haina zum Rodheimer Kirchspiel(vorher zu Waldgirmes)
In der ehemals Schneiderschen Hofreite befindet sich seit 1973 das Bauernhausmuseum, ein voll eingerichtetes Bauernhaus.
1410 wird die erste Rodheimer Mark(Genossenschaft zur Verwaltung des Alimentsvermögens der Orte Rodheim, Fellingshausen, Vetzberg,Kinzenbach, Heuchelheim, Klein- Linden, Atzbach, Dorlar und Waldgirmes) erwähnt. Nach deren Auflösung Mitte des 16. Jh. wird 1557 die zweite Rodheimer Mark, bestehend aus den Orten, Rodheim, Vetzberg, Bieber und Fellingshausen gegründet. Nach jahrhundertelangem segenreichen Wirken, wie das Betreiben von Kalkbrennöfen, Gründung der Schule, finanzielle Unterstützung der Kirchengemeinde etc. wurde diese nach Streitereien mit der Obrigkeit endgültig 1838 aufgelöst.
1412: Erste urkundliche Erwähnung der "Waldschmitte"(Waldschmiede), sie gehört zum Besitz der Hof Schmitte, die zunächst ein Eisenhammer später eine Getreidemühle war und zum Besitz der Burg Gleiberg gehörte. Hier erblickte um 1490 Marx Lesch von Mühlheim das Licht der Welt. Er wurde ein lebenslanger treuer Gefolgsmann des hessischen Landgraf Philipp des Großmütigen. Er begleitete 1521 den damals erst 17jähren Philipp zum Reichstag nach Worms. Er führte 1526 den neuen Glauben im Kirchspiel Rodheim ein. 2007 verstarb das letzte Mitglied der adligen Familie von der Hoop, seit dem bemüht sich eine Erbengemeinschaft um den Verkauf der Hof Schmitte. Eine Übernahme als Stiftung wurde von der Gemeinde Biebertal abgelehnt..
Schon 1597 wird eine Winterschule in Rodheim erwähnt. In 1622 der Neubau einer Rodheimer.
Schule. 1850 bis 1910 ist der ehemalige „Rote Hof“ die Schule in Rodheim. 1910 wird eine neue Schule auf dem Hof des damaligen „Roten Hof“ erbaut. Diese war in Betrieb bis zum Errichtung der Verbandsschule, später Gesamtschule 1969. Heute beherbergt das Gebäude der ehemaligen Gesamtschule am Rillscheid nur noch die Grundschule für Rodheim und Bieber sowie die Sonderschule Georg-Kerstensteiner. Die prächtige Schule von 1910, die schon damals eine Zentralheizung und auch Duschen und Wannenbäder im Keller besaaß beherbergt heute die Sozialstation, die Tagespflege sowie die Kindertagesstätte Sternschnuppe. 1879 und 1903 wurden Bieber Schulen gebaut, diese waren bis zur Gründung der Verbandsschule Biebertal 1969 in Betrieb.
Vor 1879 mussten die Bieberer Kinder schon nach Rodheim in die Schule gehen.
Bereits seit 1909 gibt es in Rodheim einen Kindergarten und eine Schwestern/Diakoniestation
1658 bis 1749 wurde auf dem Gelände der heutigen Steinmühle ein Eisenhüttenwerk betrieben. Seit 1852 erfolgt die Eisenerzgewinnung in mehrere Gruben in Bieber. Die Grube Eleonore mit dem über 1.000 mtr. langen Ida-Stollen war die ertragsreichte Grube und wurde erst 1929 stillgelegt.
Am Bieberbach in der Gemarkung Rodheim wurden zum Teil bis in die 1960er Jahre mit der Amtmannsmühle, Hof Schmitte, Rodheimer Mühle, Waldmühle, Farbenmühle, Bieberer Mühle,Reehmühle (seit 1678), Steinmühle Strohmühle und Obermühle 10 Mühlen betrieben. Wobei die Obermühle schon zur Königsberger Gemarkung zählte, hier wurde 1715 der berühmte Kupferstecher Johann-Georg Will geboren.
Während des Siebenjähriger Krieg (1756- 63) belagerten vom Sept.1759 bis Jan. 1760 zirka 50.000 Soldaten der alliierten preußischen Truppen das heimische Gebiet von Herrmannstein bis Lollar
Der englische Gerneral Grandville Eliot stirbt am 10. Okt an einer Verwundung, die er sich Anfang August in der Schlacht bei Münster zugezogen in Rodheim. Am 12. Okt. wird er mit allen militärischen Ehren in der Rodheimer Kirche beigesetzt. In den wenigen Monaten der Belagerung ohne Kampfhandlungen, sterben über 200 Menschen an Hunger und Krankheit der knapp 800 Mitglieder des Kirchspiels Rodheims.
Nachdem Wiener Kongress 1815 wird Vetzberg preußisch, Rodheim bleibt hessisch. Nach dem kurzen Krieg 1866 zwischen Preußen und Österreich werden Rodheim und auch die Orte Fellingshausen, Krumbach, Frankenbach preußisch und Rodheim wird für kurze Zeit Verwaltungsort dieser Orte sowie Waldgirmes, Naumheim und Herrmannstein. Bereits 1867 wird der Verwaltungsort Rodheim aufgelöst und kommt zum Kreis Biedenkopf. Erst am 1933 nach der preußischen Gebietsreform kommt dann Rodheim zum Kreis Wetzlar.
Ende des 19. Jh. erwirbt der Zigarrenfabrikant Johann-Georg Gail und sein Sohn Wilhelm am östlichen Ende von Rodheim mehrere ha Land und errichtet dort eine Zigrarrenfabrik und einen Park im englischen Landschaftsstil mit Villa, Schweizerhaus, Uhrtürmchen etc. als seine Sommer Resistenz. Dieser Park der über 100 Jahre nicht für die Bevölkerung zugängig war, wurde 2001 von der Gemeinde Biebertal erworben und ist seit 2016 wieder in Privatbesitz. Dem in 2000 gegründete Verein Freundeskreis Gailscher Park ist es gelungen, dass der Park als bedeutendes Gartendenkmal saniert und der Öffentlichkeit ist und bleibt.
Schon in der zweiten Hälfe des 19.Jh. fehlte es an Transportkapazität für das im Biebertal abgebaute Eisenerz und der Kalksteine. Nach Verhandlungen über mehrere Jahrzehnte wurde dann 1898 die Kleinbahn mit der Spurbreite von 1 mtr. zwischen Gießen und Bieber in Betrieb genommen.
Der Personenverkehr wurde 1952 eingestellt. Nach der Stilllegung der letzten Erzgrube 1963 in Königsberg wurde auch die BIebertalbahn(Bieberlies) stillgelegt und zurückgebaut.
Die Biebertalbahn hat nicht nur das Biebertal wirtschaftlich, sondern auch touristisch erschlossen.
Der Bombenangriff am 14. März 1945 auf Bieber forderte sieben Todesopfer.
In der zweiten Hälfte des 19. Jh. bis zum Zusammenschluss zur Großgemeinde Biebertal in 1970 wurden in Rodheim-Bieber noch wichtige und interessante Investitionen und Projekte getätigt, wie 1857/58: Bau der ersten Wasserleitung in Rodheim. 1906 die erste zentrale Wasserversorgung mit einem Hochbehälter und Gründung der ersten Freiwilligen Feuerwehr in Rodheim und 1934 in Bieber.
Am 9. Nov.1913 um 18.00 Uhr schaltet der damalige Bürgermeister Jakob Bechhold die Stromversorgung für Rodheim und Bieber ein.
Auch in die Sportstätten wurden investiert. 1924-1927 Waldsportplatz in Rodheim, 1954 Sportplatz in Bieber. Weitere Investitionen waren, Großsporthalle und Station und Hallenschwimmbad.
1961 wurde in Rodheim das erste Bürgerhaus im Kreis Wetzlar bebaut und 2001 in Bieber.
Weitere interessante Ereignisse: 1863 Gründung des ersten Vereins in Rodheim(Gesangverein Eintracht). Bereits seit 1867 gab es die preußische Postagentur in Rodheim.
1892: Bau eines Rathauses mit Backhaus in der Giessener Straße - heute Heimatmuseum Rodheim-Bieber. 1899: Gründung des Dünsbergvereins und Bau eines Aussichtsturmes auf dem Dünsbergplateau.
1970: Gründung der Großgemeinde Biebertal zwischen den Gemeinden Rodheim-Bieber, Fellingshausen, Vetzberg, Krumbach und Königsberg. 1977 kam Frankenbach hinzu.